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Allergien à la carte

Allergien à la carte

Gerade jetzt im Frühjahr kommt häufig das Thema Allergien „auf den Tisch“, denn wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Pollenflug-Saison. Und in der Tat, der Heuschnupfen ist in Deutschland und weltweit die häufigste Allergieform. Immer mehr Menschen reagieren allerdings auch allergisch oder mit Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel. Nach den Daten der Gesundheitsstudie des Robert Koch-Instituts (RKI) wurde bei 30 Prozent der 18 bis 79-Jährigen in Deutschland aufgrund von Selbstangaben im Lauf ihres Lebens eine Allergie festgestellt.

Das sind etwa 25 Millionen Betroffene. Frauen sind mit 35,8 Prozent anfälliger als Männer (24,1 Prozent). Die häufigste allergische Erkrankung ist der allergische Schnupfen – ein Viertel der Allergiker hat damit zu kämpfen. Weshalb, ist erstaunlicherweise unbekannt. Mittlerweile ist zwar erforscht, wie sich Allergien entwickeln, nicht jedoch, warum. Unklar ist bisher, weshalb das Immunsystem beispielsweise harmlose Haselpollen für Krankheitserreger hält, die es zu bekämpfen gilt.

Wie auch immer: Fest steht jedenfalls, dass der Anteil der Nahrungsmittelallergien am „Gesamtallergieaufkommen“ hierzulande bei etwa fünf Prozent liegt. Wie die Deutsche Fastenakademie meldet, ist die Tendenz bei diesen Allergien zudem steigend. Das Institut bezieht sich dabei auf Forschungen der Universität Hohenheim, die ergaben, dass immer mehr Menschen Probleme mit bestimmten Lebensmitteln haben. Als Beispiele werden Nüsse, Milchprodukte, Soja und Fisch genannt. Wer gegen was allergisch ist, hängt auch von Länderherkunft ab, denn nationale Essgewohnheiten spielen eine Rolle. Bei uns liegen die Milch- und Eierallergien an der Spitze. In Japan ist dagegen als eine Folge des hohen Konsums an Meerestieren die Fischallergie am häufigsten.

Von harmlos bis lebensbedrohlich

Ist ein Nahrungsmittel allergieauslösend, reagiert der Körper mit der Produktion von Antikörpern. Diese auch Immunglobuline genannten Proteine bilden als Reaktion auf bestimmte Stoffe so genannte Antigene. Antikörper stehen im Dienste des Immunsystems. Das bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit involvierte Immunglobulin E (IgE) vermittelt somit zwar den Schutz vor Parasiten, wie z. B. Würmern, ist auf der anderen Seite aber eben auch für Allergien verantwortlich.

Dabei beginnt es meist harmlos mit leichten von einzelnen Lebensmitteln hervorgerufenen Symptomen, wie etwa Kopfschmerzen. Die Symptome verstärken sich mit der Zeit zu teils komplizierten Beschwerden. Bei einer akuten Nahrungsmittelallergie beginnen die Probleme oft schon im Mund: Lippen und Mundschleimhaut schwellen an, Räusperzwang und Heiserkeit entsteht. Schwerwiegendere Folgen sind Übelkeit, Erbrechen, Luftnot, Juckreiz, Schnupfen, tränende Augen bis hin zum lebensbedrohlichen Schock.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Laut Ernährungsexperten ist bereits beim ersten Bemerken einer Allergie eine umfassende Diagnostik angeraten. So werden gegebenenfalls unnötige Ängste vertrieben und überflüssige Verzichte vermieden. „Setzen Sie sich nicht selbst auf Diät, ohne genau zu wissen, was überhaupt los ist“, wird Stephan Bischoff, Professor am Institut für Ernährungsmedizin an der Universität Hohenheim von der Fastenakademie zitiert. Denn es muss sich trotz entsprechender Anzeichen gar nicht unbedingt um eine Allergie handeln. Eine Lebensmittelunverträglichkeit, die viel häufiger vorkommt, zeigt ganz ähnliche Symptome. Und auch davon gibt es eine ganze Menge: Beschwerden, die nach dem Genuss von Milchzucker, Rotwein, Erdbeeren oder Käse auftreten, sind oft dazu zu rechnen. Der Unterschied zwischen Allergie und Unverträglichkeit: Bei Allergien spielt die Überreaktion des Immunsystems eine wesentliche Rolle, bei einer Lebensmittel-Unverträglichkeit nicht. Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -intoleranz ist der Organismus nicht in der Lage, bestimmte Nahrungsbestandteile zu verdauen bzw. über den Stoffwechsel zu verwerten. Ein Beispiel dafür ist die bekannte Laktoseintoleranz.

23 Prozent der Deutschen klagen laut einer SPIEGEL-ONLINE-Umfrage über Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Addiert man dies zu den Nahrungsmittelallergien müssten etwa 28 Prozent der Bevölkerung, also etwa 23 Millionen Deutsche an einer der beiden Genusseinschränkungen leiden.

Bei tatsächlichen Nahrungsmittelallergien können bestimmte körperliche Faktoren wie Stress oder körperliche Anstrengung, aber auch hastiges Essen die allergische Reaktion noch verschlimmern. Gleiches gilt für Alkohol, Koffein oder verschiedene Gewürze. Sie tragen dazu bei, die Durchlässigkeit der Dünndarmschleimhaut zu erhöhen. Dadurch gelangen mehr Eiweißbausteine, die der Körper als feindlich betrachtet, in den Organismus.

Trial And Error

Es sind übrigens immer Eiweißstoffe in den Nahrungsmitteln, die Allergien auslösen. Dies erklärt die Zunahme der Fälle. Denn bei uns ist seit Jahren eine zunehmende Überempfindlichkeit auf bestimmte Eiweißbestandteile in Nahrungsmitteln zu beobachten. Von diesen Eiweißbestandteilen gibt es nicht gerade wenige, was auch die exakte Ursachenforschung erschwert. Den Auslöser der Überempfindlichkeit zu finden, wäre für Ärztin oder Arzt daher oft eine Mammutaufgabe: Unter 20.000 potenziellen Reizstoffen hat sie oder er die Qual der Wahl, wenn ein Patient über eine Allergie klagt, die allem Anschein nach vom Essen kommt. Natürlich werden in der Praxis nicht bis zu 20.000 Tests durchgeführt, um dem Erreger auf die Spur zu kommen. Man arbeitet grobmaschiger.

Den Medizinern stehen dafür unterschiedliche Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel Haut- oder Bluttests, bei denen ganz bestimmte Antikörper nachgewiesen werden können. Beim Hauttest wird eine Lösung mit Nahrungsmitteleiweiß auf die leicht angeritzte Haut gegeben und beobachtet, ob sie sich „wehrt“. Bei der Blutuntersuchung wird geprüft, ob der Körper Antikörper gegen ein Nahrungsmittel gebildet hat.

Auch simples Ausprobieren kann bei der Diagnose helfen. Etwa in Form einer Auslassdiät. Bei ihr wird für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen auf verdächtige Nahrungsmittel verzichtet und festgehalten, wie sich die Beschwerden entwickeln. Genau „andersherum“ ist der sogenannte Provokationstest gelagert, bei dem das verdächtige Nahrungsmittel unter ärztlicher Beobachtung gegessen wird. Es wird also versucht, die Beschwerden gezielt auszulösen, um Klarheit zu gewinnen.

Manchmal ist die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie aber auch sehr einfach. Das trifft immer dann zu, wenn die Beschwerden in direktem Zusammenhang mit dem Verzehr eines Lebensmittels auftreten. Oberstes Gebot und wirksamstes Mittel zur Reduzierung der krankhaften Folgen ist dann die Meidung des Allergens, also des Allergie auslösenden Stoffes. Gegen akute Beschwerden werden Medikamente verordnet: etwa Antihistaminika oder Kortisonpräparate.

Was ist mit Proteinpulvern?

Ausgehend davon, dass immer Eiweißstoffe die Schuldigen in Sachen Nahrungsmittelallergien sind, könnte vermutet werden, dass die von Fitnessportkern gerne genommen Proteinpulver eine Gefahrenquelle darstellen. Das ist nicht über das übliche Maß hinaus der Fall. Es kommt nicht auf die Menge, sondern die Inhaltsstoffe an. Kritisch können Whey-Pulver (Molkepulver) sein. Menschen, die dagegen allergisch reagieren, leiden an einer Allergie gegen bestimmte Proteine, die in Kuhmilch enthalten sind, was wiederum nicht mit der bereits erwähnten Laktoseintoleranz zu tun hat, bei der Betroffene Milchzucker (Laktose) nur in kleinen Mengen vertragen, weil sie sonst Verdauungsprobleme bekämen. Und, wie schaut es mit veganen Produkten aus. Auch hier kann kein vollständige Entwarnung gegeben werden. Spielverderber kann hier Soja in seiner Rolle als potenzielles Allergen sein.

Quelle: shape UP
Bildquelle: Dmytro Zinkevych / shutterstock.com

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