Klimapolitik ist zum Reizthema geworden. Aber unabhängig davon, ob man CO2-Emissionen nahe Null für nötig oder erreichbar hält – bessere Atemluft und eine intaktere Natur sollten eigentlich durchgängig goutiert werden. Was können Sporttreibende dazu beitragen?
Wachsende Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit sollte nicht nur der Industrie abverlangt werden. Die Sportbranche strengt sich diesbezüglich in großen Teilen bereits recht gut an. Auch die Aktiven selbst stehen natürlich in der Verantwortung. Wie umweltverträglich deren Tun ist, hängt viel von der Sportausrüstung und der Art der Anreise zum Training oder Wettkampf ab. Die Sportart selbst, spielt, von Extremfällen abgesehen, eine eher untergeordnete Rolle.
Bedachtsam wählen, lange tragen
Schon wer industriell gefertigte Kleidung trägt, hat sich in gewisser Weise versündigt, denn bei der Fertigung wird, solange Kohle- und Gaskraftwerke noch massiv genutzt werden, zwangsläufig Kohlendioxid in die Luft geblasen. Dennoch lässt sich mit der Entscheidung für Öko-Sportkleidung schon Gutes bewirken. Diese wird ohne schädliche Chemikalien umweltschonend und idealerweise aus recyclebaren Materialien sowie unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt. Orientierungshilfen bieten Gütesiegel. Verbreitet sind etwa bluedesign, Oeko-Tex 100 und GOTS. Auch nach dem Kauf lässt sich noch an der Nachhaltigkeitsschraube drehen, nämlich indem die Kleidung möglichst lange genutzt wird und nur bei zwingender Notwendigkeit in die Wäsche geht.
Abrüstung bei der Ausrüstung
Die nächste Stufe der Problemskala ist der Einsatz von Equipment. Fahrradfahren etwa, gilt als voll öko. Denkste! Denn auch die Zweiräder müssen erst einmal gefertigt werden und zum Endkunden gelangen. Jede Wette, dass dabei derzeit noch ordentlich fossile Energie draufgeht. Das gleiche Schema ist auch auf alle anderen Arten von sportlichen Helfern anwendbar, wobei es aber schon Unterschiede gibt. Wer nur mit rein mechanischen oder gar aus natürlichen Materialen bestehenden, umweltschonend produzierten Gerätschaften trainiert, hinterlässt deutlich weniger Spuren als diejenigen, die stromverbrauchende Tools nutzen. Übrigens: Eine ökologisch wertvolle Anregung beim Kauf von Equipment ist in jedem Fall, sich auf dem Gebrauchtwarenmarkt zu bedienen – jeder über die einmalige Nutzungsperiode hinausgehender Verwendungszyklus spart einmal den vollen Fertigungsaufwand.
Was ist mit Fitnessstudios?
Nachhaltigkeit anstrebende Trainierende sind in der besten Situation, wenn sie ein fußläufig erreichbares Gym finden, dass sich um seine Öko-Bilanz kümmert. Wirbt ein Studio mit „Green Fitness“, besteht eine recht hohe Sicherheit, dass das, was möglich ist, auch umgesetzt wird. Vorbildlich ist etwa der Einsatz von stromerzeugenden Fitness-Tools. Das sind meist Cardiogeräte, die einen Großteil der Trainingsleistung in sauberen und erneuerbaren Strom umwandeln. Einen Einfluss aufs Eingemachte, nämlich die energetische Gebäudesituation, haben aber auch Öko-Studios nicht, denn sie befinden sich wie das Gros der Konkurrenten, größtenteils in einem Mietverhältnis. Viele andere Möglichkeiten als der Einsatz von Geräten, die Strom erzeugen, sparen oder nicht benötigen, Bezug von Öko-Energie, Einschränkung von Verbrauchsmaterialien, Warmwasserreduktion und Appelle an die Mitgliedschaft bleiben den meisten Studios daher nicht.
Pflegegrad mindern
Warmwassersparen ist auch ein Thema außerhalb der Studiowelt. Die meisten Sportler belasten ihr Umweltkonto spätestens nach Ablauf des Trainings. Dann geht es in die Badewanne oder unter die Dusche. Sogleich ticken die Energiezähler – nicht nur beim Wassererhitzen, sondern auch beim Föhnen. Dazu dreht sich das Chemie-Karussell bei der Verwendung diverser Reinigungsmittel und Kosmetika. Besser ist: Kurz und kalt Abwaschen, Grundsauberkeit statt Hochglanz und die Haarpracht von selbst trocknen lassen.
Die persönliche Öko-Bilanz
Alles, was hilfsmittelfrei daheim oder von dort aus startet, ist klimatischer Goldstandard. Übungen mit dem eigenen Körpergewicht und vor der Haustür beginnendes Lauftraining ist beispielsweise absolut vorbildlich. Generell gilt: Sport ist umso nachhaltiger, je weniger fossile Brennstoffe im Zusammenhang mit seiner Ausübung verbraucht werden. Für Hedonisten sind das schlechte Nachrichten. Surfen vor Hawaii? Mount Everest-Besteigung? Alle, die ihren Sportort nicht wenigstens mit der Bahn erreichen können, belasten ihr Umweltkonto mit jedem zurückgelegten Kilometer mehr. Von Extremen wie Motorsport oder Skilaufen auf Kunstschnee abgesehen, kommt es dabei nicht so sehr auf die Sportart an, sondern auf die Umsicht, mit der sie betrieben wird. Umwelttechnisch verhaltensauffällig, werden demnach speziell Gedankenlose. Ein Artikel im Spiegel bringt es auf den Punkt: Ein laufendes Klimaproblem sei jener Sportskamerad, der viermal die Woche mit dem Auto in den Wald fährt, um für den New-York-Marathon zu trainieren und seinen Eiweiß-Bedarf ausschließlich mit Steaks deckt.
Stichwort „Steaks“
Ja, auch die Sportlernahrung kann zum Problem werden. Speziell wenn sie sehr fleischhaltig ist. Vor allem wegen der „Abgase” des zu verspeisenden Viehs unterstützen Fleischesser den permanenten Kohlendioxid-Ausstoß. Zu den Emissionen, die im jeweiligen Betrieb anfallen, kommen unter anderem auch noch jene, die aus der Erzeugung des Futters und des verbrauchten Stroms entstehen und solche, die durch Kraftstoffe für Transporte bis hin zur Verkaufsstelle verursacht werden. Der daraus resultierende und in Kilogramm gemessene „CO2-Fußabdruck” schwankt je nach Fleischart und Verarbeitungszustand. Tiefgekühltes Rind belastet mit gut 14 Kilogramm je zwei Pfund Fleisch am meisten. Der Fleisch-Durchschnittswert beträgt hingegen „nur” etwa 5,5 Kilogramm. Geht man von einem eher niedrig angesetzten durchschnittlichen Jahresfleischverbrauch von 50 Kilogramm aus, werden etwa 275 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr (50 mal 5,5) produziert. Laut Spiegel verursachen Sportler, die ihren Proteinbedarf mit tierischen Eiweißen decken, bis zu zehnmal mehr Schadstoffe als Vegetarier, die sich mit regional Gewachsenem ernähren.
Auf den Punkt
Öko-Klamotten, Equipment, dass idealerweise keinen Strom verbraucht und Second Hand besorgt wird, keine oder zumindest kurze Anreisewege, die zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmittel oder der Bahn zurückgelegt werden, beschränkte Waschprozeduren bei Kleidung und Körper, lange Verwendungszeiten von Materialien, und fleischärmere Ernährung sind gute Ansätze für Sporttreibende, die Welt ein wenig besser zu machen.
Quelle: shape UP Fitness 6/23
Bildquelle: petrmalinak / shutterstock.com