Gerade gegen Ende des Jahres fällt es uns oft schwer, der Couch zu widerstehen und sich ins Fitnessstudio zu begeben. Wie Selbstmotivation funktioniert und von welchen Faktoren diese abhängt, beschreibt Mental Coach und Autorin Daniela Dishmaier in ihrem Buch „Brutal Mental“.
Ziel unseres Motivationszentrums im Hirn ist die Belohnung lebensdienlicher Verhaltensweisen, um damit für die Zukunft eine Wiederholung wahrscheinlicher zu machen. Es wandelt daher Emotionen in Aktionen um. Macht uns etwas glücklich und motiviert es uns zugleich, dann setzt uns unser Gehirn in Bewegung. Unser Verlangen danach sorgt dafür, dass wir dem Objekt der Begierde auch körperlich nachjagen (Beck, 2014). Unser Gehirn hat dann also tatsächlich Lust darauf, ein neues Muster zu bilden – mit vollem Körpereinsatz.
Motivationsfaktoren
- Ausprägung unseres Motivs (Beweggrund)
- Empfinden der Schwierigkeit einer Aufgabe
- Reiz, eine Aufgabe zu bewältigen
- Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung, nachdem es bereits zur Routine wurde
Mut haben, Lustlosigkeit zu überwinden
Wie stark ein Athlet motiviert ist und welche Gefühle er in Bezug auf Training und Wettkampf hat, kann von vielen Faktoren abhängen. Vielleicht hat er bereits in der Kindheit erfahren, wie schön es sein kann, selbstständig mittelschwere Aufgaben zu bewältigen. Oder er hat Erfahrungen gemacht, die ihm Mut machten, auch schwierige Situation anzugehen oder sich selbst Mut zu machen, wenn Lustlosigkeit droht.
Risiken und Nebenwirkungen
Laufen Routinenbildung, starke Aktivierung und Anreizmotivation über das Ziel hinaus, dann bestimmen die inneren Antreiber zu stark das Erleben und Verhalten des Athleten. Er wird dadurch möglicherweise sogar in seinem sozialen Umfeld anecken, weil er überehrgeizige, anti-soziale und perfektionistische Verhaltensweisen aufweist. Bewältigungsstrategien und Methoden zur Selbststeuerung sind dann erforderlich (Kuhl, 2010).
Den Schweinehund vom Sofa locken
Wenn ein Klient zu mir kommt, der seine Antriebslosigkeit beklagt, dann gibt es ebenfalls viele Ursachen der Motivationshemmung, wie etwa:
- Gewohnheiten: der Athlet hat zu wenig Gewohnheiten und Routinen, um sein Training zu unterstützen,
- Aktivierung: es fehlt ihm an Energie und Tatendrang.
- Affekt: bestimmte Trainer oder Disziplinen assoziiert er mit negativen oder kontraproduktiven Gedanken.
- Stressbewältigung: aufgrund von Trauma-Erfahrungen, einer schwierigen familiären Situation oder inneren Konflikten ist er zu gestresst und kann seine bestmögliche Leistung nicht abrufen.
- Motive: er hat zwar Leistungsziele, aber keine ausreichend motivierenden Emotionen dazu.
- Ziele: Der Athlet weiß nicht, wie er sich klare Ziele setzen soll. Sie bleiben unrealistisch oder er hat zu wenig Wissen über die eigenen Kompetenzen.
- Selbststeuerung: der Athlet weiß nicht, wie er mit Misserfolgen und Hürden umgehen soll.
Basismotive wie Leistung, Macht, Beziehung
Zahlreiche Motive beeinflussen unsere Motivation. Jedes Motiv besteht aus einem Bedürfniskern, der meldet, wie sehr der aktuelle Istwert vom Sollwert abweicht, zum Beispiel wie viel sozialen Kontakt man braucht. Motive dienen uns oft als unbewusste Kraftquelle, zum Beispiel dann, wenn die Vorstellung des Siegerpodests die ganze Wettkampfsaison über den Athleten zum Training anstachelt (Kuhl, 2010).
Häufig wissen wir gar nicht genau, warum wir auf etwas besonders anspringen, denn dahinter steckt meist ein unbewusstes Motiv. Motive sind eher bildhaft gespeichert und wir assoziieren damit Gefühle und Körperwahrnehmung aus früheren Erfahrungen. Beim Athleten, der ganzjährig das Siegerpodest visualisiert, ist es zum Beispiel die Erfahrung, wie schön es sich angefühlt hat, dort oben zu stehen, die Bewunderung zu fühlen, die Genugtuung und Zufriedenheit bezüglich der eigenen Leistung.
Aufgrund dieser engen Vernetzung mit Emotion und Körperwahrnehmung sind unbewusste Motive wirksamer als selbstgesetzte Ziele. Denn Ziele sind im Vergleich dazu oft bewusst gesetzt und stärker von gesellschaftlichen Normen und Idealen geprägt (Kuhl, 2010; Ritz-Schulte, Schmidt, Kuhl, 2008).
Die Motivationstheorie von McClelland (McClelland, 1961) konzentriert sich auf besonders wichtige Motive. Er führt drei zentrale Motivgruppen an, worin sich Menschen stark unterscheiden. Diese sind Leistungs-, Macht- und soziale Anschlussmotive. Je nach Ausprägung haben sie einen deutlichen Einfluss auf unsere Zielgerichtetheit und Ausdauer (Kuhl, 2010).
Basismotiv Leistung
Der Fokus des Leistungsmotivierten ist auf einen bestimmten Zweck ausgerichtet. Er möchte die eigene Leistungsfähigkeit bewerten, die es zu erreichen oder zu übertreffen gilt. In diesem Sinne handelt ein Fußballprofi, der sich anstrengt, um beispielsweise ein höheres Gehalt zu bekommen, nicht leistungsmotiviert (Schweppe, 2006). Atkinson (1957) und Heckhausenhaben (1977) für das Leistungsmotiv zwei Ausprägungsvarianten definiert: das Erfolgsmotiv und das Misserfolgsmotiv. Der Ansatz geht davon aus, dass Leistungsmotivierte entweder aus Hoffnung auf Erfolg handeln oder um Misserfolg zu vermeiden. Angst vor Misserfolg führt zu starken inneren Konflikten und setzt den Athleten stark unter Druck.
Quelle: shape UP
Bildquelle: Inger Diederich