Seit Jahrzehnten stellt sich die Frage, ob sportlicher Erfolg und Trainingseffektivität genetisch bedingt sind. In einem beeindruckenden Plenarvortrag widmete sich Prof. Dr. Hans Hoppeler (Institut für Anatomie, Universität Bern) diesem Thema. Er zeigte zunächst, dass sich im Ausdauertraining bei ähnlicher Intensität interindividuell stark unterschiedliche Anpassungen ergeben: Während ein Sportler seine maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) steigert, bleibt dieser Effekt bei einem anderen aus. Insofern lässt sich schlussfolgern: Sportlicher Erfolg entsteht durch beides – genetische Prädisposition und jahrelanges Training, welches das im Erbgut vorhandene Potenzial vergoldet. Eine Ursache hierfür könnte im Ergbut liegen. Umfangreiche Studien haben knapp 40 SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms; Variationen einzelner Basenpaare der DNA) identifiziert, die bei den untersuchten Probanden relevante Prädiktoren der Ausdauerleistungsfähigkeit darstellten. Das Problem: Nur gut ein Drittel der wichtigsten SNPs konnten auch in Replikationsstudien als solche identifiziert werden. Zudem, so Hoppeler, sei für den Trainingseffekt neben dem Erbgut auch die Transkription (Bildung von RNA anhand der DNA-Vorlage) wichtig sowie das Epigenom (reguliert Genexpression und -unterdrückung der Zellen).